Die Entstehung unserer 1. CD

Ende Februar 2002 leitete unser damaliger Schlagzeuger Peter eine erfreuliche Mail an die restlichen Bandmitglieder weiter: Peter hatte "heimlich" unsere Demo-CD bei einem Wettbewerb der Musikzentrale Nürnberg eingereicht, und in der Mail stand, dass wir den Sonderpreis von vier Studiotagen gewonnen hatten! Unser Jubel war natürlich groß.

Wir entschlossen uns, zwei der Studiotage für die eigentliche Aufnahme zu verwenden, und zwei Studiotage für das anschließende Abmischen der Aufnahmen zu reservieren. Es mussten also mindestens zwei Wochentage gefunden werden, an dem sowohl das Studio noch frei war als auch alle Bandmitglieder ganztägig Zeit hatten. Nach einigem Hin und Her einigten wir uns auf den 21. und 22. August, das Abmischen sollte irgendwann später durchgeführt werden, dafür wurde auch nicht die gesamte Band gebraucht.

Wer ein gutes Gedächtnis hat weiß vielleicht noch, dass es Ende August 2002 brütend heiß war. Einige Bandmitglieder trafen sich schon in den drei Tagen vor dem Studio in Peters Musikschule Ti-Ming, um noch schnell einzuüben, was vorher vielleicht vernachlässigt worden war, am letzten Tag probten wir in voller Besetzung. Es war wie gesagt sehr warm, und abends waren wir fix und fertig, und die Nerven lagen blank. Was uns aber nicht hinderte, noch gemeinsam Essen oder ins Kino zu gehen. Im Nachhinein betrachtet wäre es aber vielleicht klüger gewesen, am Tag vor dem Studio überhaupt keine Musik zu machen, sondern sich lieber auszuruhen.

Der erste Studiotag fing schon gleich schlecht an: Eine der Zufahrtsstraßen zum Studio war überschwemmt, deshalb kam die halbe Band zu spät. Was aber kein Problem war, denn auf den Studiotechniker traf das gleiche zu. Als wir vollzählig waren und die Kellertreppe zu dem extrem nach kaltem Rauch stinkenden Studio hinunterstiegen, wurden wir nicht etwa mit einem freundlichen "Guten Morgen" empfangen, sondern mit den Worten "Wollt Ihr etwa alle in einen Raum?". Wie wir (allerdings erst später) erfuhren, waren die Studioräume in den Tagen vorher teilweise überschwemmt gewesen, und der Studiotechniker hatte die vergangene Nacht bis 5.00 Uhr am Morgen damit verbracht, sie wieder einzuräumen. Deshalb war er auch zu spät gekommen, er hatte verschlafen. Aber hätte er das nicht einfach sagen können?

Wir verbrachten also die ersten zwei Stunden damit, den Raum (in den wir, abgesehen von Peter, tatsächlich alle hineinwollten) in einen Zustand zu versetzen, in dem vier Personen ihre beiden Füße nebeneinander auf den Boden stellen konnten. Wegen der vielen Instrumente, die am Boden herumlagen, war das nämlich zunächst nicht möglich. Wir stapelten also alle Keyboards, Gitarren- und Basskoffer an den Wänden auf, damit für jeden eine etwa 60 cm breite Stellfläche entstand. Inzwischen baute Peter in einem anderen Raum, der keinen Sichtkontakt zur restlichen Band ermöglichte, sein Schlagzeug auf. Nach und nach wurden wir dann alle mit Mikrofonen versorgt. Als das auch endlich geschafft war, plädierte ein magengesteuertes Bandmitglied dafür, zunächst einmal etwas zu essen, wurde aber von den anderen überstimmt. Deshalb nahmen wir vor der Mittagspause "Khava" auf.

Sofort zeigten sich mehrere Schwierigkeiten: Der fehlende Sichtkontakt zu Peter war sehr störend. Wir mussten (damit wir Peter wenigstens hörten) Köpfhörer aufsetzen. Das war zum einen sehr warm (es war ja immer noch brütend heiß), zum anderen bedeutete es, dass man auch alle anderen und vor allem sich selbst nur über Kopfhörer hörte. Und zwar mit einem sehr ungewohnten, künstlichen Klang. Ein dynamisches Spiel wird dadurch sehr schwierig, da man sein Instrument immer in der gleichen Lautstärke hört, egal, ob man kräftig oder sanft spielt. Alles sehr ungewohnt!

Weitere Widrigkeiten waren

  • ein schlechtgelaunter Techniker
  • eine nicht existierende Damentoilette
  • eine überschwemmte Herrentoilette
  • nach einer Stunde eine Luft, die sogar Pumas im Käfig zu schlecht gewesen wäre.

Trotzdem schafften wir es am ersten Tag, insgesamt sieben Stücke aufzunehmen. Wer schon einmal im Studio war, weiß, dass das eine reife Leistung ist, auf die wir auch ziemlich stolz sind.

Am Abend grillten wir und kamen deshalb recht spät ins Bett. Vielleicht wäre es auch besser gewesen, man hätte das eine oder andere Glas weniger getrunken. Jedenfalls war das gemeinsame Frühstück am nächsten Morgen nicht unbedingt von putzmunteren Gesichtern geprägt.

Dann wieder ins Studio. An diesem Tag nahmen wir noch einmal sieben Stücke auf, das war wieder sehr anstrengend. Ein Glück, dass wir uns nicht drei Studiotage vorgenommen hatten!

In den folgenden Wochen passierte dann wegen diverser anderer Termine und Urlaube gar nichts. Als wir dann Ende September versuchten, mit dem Studio einen Termin zum Abmischen der Aufnahmen auszumachen, stellte sich heraus, dass frühestens im Dezember 2002 daran zu denken war. Das war uns aber zu spät, wir mussten uns ja auch noch um die Gestaltung des Covers kümmern. Aus diesem Grund entschlossen wir uns, das Abmischen nicht im Aufnahme-Studio durchzuführen, sondern zwei der gewonnenen Studiotage verfallen zu lassen.

Die nächste Frage lautete: Wie soll das Cover aussehen? Wie viele Seiten soll das Booklet enthalten? Wir beschlossen dann, den Comic-Zeichner Gerd Bauer zu fragen, ob er unser Cover entwirft. Sein Zeitmangel und unser Budget erlaubten es dann allerdings nur, dass er "uns" zeichnet, die restliche Gestaltung übernahmen Rudolf, Karen und Peter:

  • das Layout entwarfen sie gemeinsam
  • den Hintergrund (auf dem man die Städte erkennen kann, aus denen die Bandmitglieder kommen) zeichnete Rudolf
  • die Collage auf der Cover-Innenseite aus Bildern von der Probenphase und aus dem Studio (teilweise von Anita, teilweise von Karen fotografiert) stammt von Karen
  • die technische Umsetzung am Computer führte Karen durch.

Insgesamt stecken also neun Monate Arbeit in der CD, wie das beim Kinderkriegen eben so ist. Aber wir haben, trotz widriger Umstände, etwas fertiggebracht, auf das wir alle sehr stolz sind. Und wir sind um einige Erfahrungen reicher, bei der nächsten CD werden wir

  • uns ein Studio suchen, in dem wir alle, inklusive Schlagzeug, in einem Raum zusammen spielen können und in dem man keine Kopfhörer braucht
  • uns ein Studio suchen, das nicht im Keller liegt, das Tageslicht hat und in dem nicht geraucht wir. Kurz gesagt: Ein Studio mit angenehmer Atmosphäre
  • am Tag vor dem ersten Studiotag faulenzen
  • immer spätestens um 0.00 Uhr ins Bett gehen und nur Mineralwasser trinken.

Und bei der nächsten CD werden wir

  • uns wieder genauso gut verstehen
  • uns wieder trotz manchmal blank liegender Nerven kein einiges Mal streiten, sondern immer nur davon sprechen, dass wir das noch machen müssen, damit es eine "richtige" Studioerfahrung wird
  • zusammen wieder soviel lachen wie möglich.