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Gut
zehn Jahre ist es her, dass der Bazillus Klezmer den Rockmusiker
Rudolf Treczka infiziert hat. Seither widmet
sich der Erlanger intensiv der Geschichte dieser lebendigen
Musik, studiert Fachliteratur und alte Quel-len, stürzt
sich auf jeden greifbaren Tonträger und lässt nichts
unver-sucht, um mehr über den Sound zu erfahren, der
sein Herz verzaubert hat. Mit den "Klezmaniaxx"
versucht er seit 1998, den Jahrhunderte alten Sound der osteuropäischen
Juden möglichst originalgetreu und bewusst ungehobelt
zu reproduzieren.
Schnell
kommt der Mann an der Sousa (eine Bauart der Tuba) ins Schwärmen,
erzählt von der alten rus-
sischen Hafenstadt Odessa, dem "New Orleans des Ostens"
einem Schmelztiegel, in dem die Klez-mermusiker erst
die Hochkultur in der italienischen Oper versorgten und in
den Nächten zusammen mit Zigeu-nerkapellen in den Bordellen
der Seemänner spielten. In einer Kultur, in der ein Hochzeitsfest
schon mal zwei Wochen lang gefeiert wird, ist das Repertoire
groß. Ideen und Anregun-gen für seine "Tantsabende"
holt sich der 46-Jährige unter anderem bei den "Klezcamps",
einem Workshop für Klezmerbegeisterte, der unter interna-tionaler
Dozentenbeteiligung jährlich Anfang August in Weimar
stattfindet.
Die
kurze Pause ist vorüber. Rudolf Treczka winkt die Teilnehmer
zurück in den Saal, wo jetzt ein "Bulgar" ansteht:
ein kantiger Gruppenreigen, der wahlweise im Kreis, in Reihen
oder paarweise getanzt wird und mit-nichten aus Bulgarien,
sondern aus dem östlichen Rumänien stammt. Merke:
In der wundervollen Welt des Klezmer ist nicht immer alles
so, wie es scheint. STEFAN
GNAD |
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